Am Südrand des Hohen Barnim liegt inmitten einer überaus reizvollen Landschaft das idyllische Städtchen Strausberg. Schon 1232 wurde Strausberg zur Stadt erhoben – noch einige Jahre bevor Berlin das erste Mal überhaupt urkundlich erwähnt wurde. Wuchs Berlin aber im Lauf der Jahrhunderte zu einer Weltstadt heran, blieb Strausberg bis heute ein lieblicher Vorort – gleichsam als Tor zur Hauptstadt Berlin – mit der es schon seit über 120 Jahren mit einer S-Bahnstrecke verbunden ist. Wegen der guten Erreichbarkeit zog es zu Beginn des 20. Jahrhunderts viele wohlhabende Bürger aus dem rastlosen Leben der Hauptstadt zur Erholung ins Umland. Dort errichtete man sich aufwendige Sommersitze inmitten großzügiger Parkanlagen.
Auch der Berliner Kaufmann Ernst Otto schuf sich hier um 1910 in der Villenkolonie vor Strausberg – in direkter Nachbarschaft zur damals berühmten Pferderennbahn – sein Paradies: Das Landhaus Strausberg. Eine herrschaftliche Villa mit über 700 qm Wohnfläche, errichtet auf einem hektargroßem Parkgrundstück. Ergänzt wurde das Ensemble durch Wirtschaftgebäude wie Stall und Waschhaus. Die Pferderennbahn, die „Waldbahn“, war noch bis weit in die 1930er Jahre eine beliebte Attraktion für Berliner – trotz der Hoppegartener Konkurrenz – und auch heute dient das benachbarte Gelände dem Sport und der Erholung – als Leichtathletikanlage, als Racket-Center und als Kletterpark.
Die Villa selbst wurde aufwendig geplant und mit hochwertigen Materialien erbaut. So trugen damals wie heute z. B. zwei mächtige, knapp 4 Meter hohe, polierte Granitsäulen den Giebelsturz über der breiten Freitreppe zum Park.
Auch innen wurde an nichts gespart: Alle Säle und Räume des Erdgeschosses im Landhaus Strausberg sind mit massivem Eichenparkett ausgelegt, das Herrenzimmer mit edlem Terrazzo. Bei der Restaurierung wurden hier zudem einzigartige Wandbemalungen des Art Deco freigelegt. Vielfältige Stucke zieren die Decken der hohen Räume. Ein großer Lichtschacht führt Tageslicht über den Dachboden in die Mitte der ersten Etage, ein weiterer in einen Sanitärraum.
Nachdem das Landhaus Strausberg über die Nachkriegsjahrzehnte unterschiedlichen Zwecken gedient hat – vor der Wende als FDGB-Schule und Kreispionierhaus, seit 1989 für soziale Vereine und als Jugendclub – wurde das zuletzt in die Jahre gekommene Gebäude 2005 von Viktor Pogede erworben und wird von ihm seither Stück für Stück liebevoll wieder restauriert und behutsam restauriert und modernisiert, wo es technisch notwendig ist.
Seit 2015 kann das Landhaus Strausberg mit Teilen des Parkgeländes für Veranstaltungen wie Hochzeiten, Firmenevents aber auch für die Durchführung von Seminaren und Schulungen gemietet werden.
24.11.1902 | Der Maurer- und Zimmermeister W. Liesegang ersteigert 12.000 m² Waldgrundstück an der Landhausstraße zu 2 M/m² um es zu parzellieren und zu erschließen |
23.08.1903 | Die Stadtverordneten genehmigen den Antrag des Magistrats, die Landhausstraße bis nach Eggersdorf von der Kleinbahn bis zur Kreisgrenze auf einer Breite von vier Metern zu pflastern |
26.03.1904 | Die Pflasterung ist abgeschlossen. Die Rennbahn und die benachbarten Grundstücke sind nun über eine solide Fahrstraße zu erreichen. |
1905/06 | Schon damals ein Thema: W. Liesegang klagt gegen die Pflicht zur Übernahme der Pflasterkosten der Landhausstraße. |
13.06.1908 | Die Stadtverordneten beschließen, die Kosten werden geteilt: Herr Liesegang trägt als Entwickler der Baugrundstücke die Hälfte der Kosten der Pflasterung, die Stadt die die andere Hälfte. |
1910 | Ernst Otto erwirbt das Grundstück Landhausstraße 22 und baut für sich darauf eine Villa |
30.05.1914 | Das Hauptrohr der Wasserleitung wird in der Landhaustraße bis zur Rennbahn verlängert. |
1926/27 | Das Adressbuch verzeichnet neben dem Eigentümer Ernst Otto folgendes Personal als Bewohner des Landhauses: den Arbeiter Wilhelm Wendt, den Kutscher Gustav Eitner und den Kellner Ernst Raute. |
Dezember 1938 | Arthur Richter aus Lehnin erwirbt das Grundstück und betreibt dort von 1939 – 1945 ein Altersheim |
1945 | Die Rote Armee besetzt das Landhaus |
1947 | Das wieder “entsetzte“ Landhaus wird zur Vermietung freigegeben |
1949 | Das Landhaus wird als FDGB-Schule genutzt |
1958 | Nach Beschluss des Rates der Stadt wird das Landhaus zur Zubringerschule mit 4 Klassen und einem Hort für 50 Kinder |
1964 | Auf dem Parkgelände wird im hinteren Teil ein Barackenbau errichtet, der als Kindertagesstätte genutzt wird |
1970 | Das als Sonderschule genutzte Landhaus soll werterhaltend renoviert werden. Dieser Plan wird aber verworfen, dafür entsteht dann, erst 10 Jahre später, auf dem benachbarten ehemaligen Rennbahngelände ein Schulneubau. |
bis 1989 | Das Landhaus dient bis zur Wende als Kreispionierhaus |
1989 – 1996 | Nach der Wende werden Erdgeschoss und 1. Etage des Landhauses durch verschiedene soziale Vereine genutzt, die Kellerräume als Jugendklub „Chaoskeller“. |